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Heimat: „Der Prophet“ im Badischen Staatstheater

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PR über die sozialen Netzwerke

Sogar eine eigene Facebook-Seite hat er: Um die Popularität des Propheten beim Volk zu steigern, scheuen die drei Wiedertäufer Zacharias, Jonas und Mathisen keine Mühen. Der Prophet lächelt von Postern, twittert fleißig und verkündet in Videos seine Botschaft. Diese Vermarktungsstrategie geht auf. Die Menschen lieben den scheinbar von Gott Gesandten und feiern ihn. Doch die Tragödie ist nicht aufzuhalten.

Großartige Zeitreise

Trendige Turnschuhe statt wuchtiger Kostüme: Der Oper „Der Prophet“, die derzeit am Badischen Staatstheater zu sehen ist, gelingt auf großartige Weise der Spagat zwischen Klassik und Moderne. Regisseur Tobias Kratzer hat das Werk von Giacomo Meyerbeer aus dem 19. Jahrhundert in die heutige Zeit katapultiert – eine Zeitreise ohne Logikfehler. Brennende Autos, wütende Jugendliche, überforderte Polizisten – Erinnerungen an die Unruhen in den Pariser Banlieus werden wach.

Gelungenes Gesamtpaket

Im Mittelpunkt steht der Gastwirt Jean, dem es durch den Grafen Oberthal verwehrt wird, seine Geliebte Berthe zu heiraten. Die drei Wiedertäufer Zacharias, Jonas und Mathisen nutzen seinen schwachen Moment und spannen ihn für ihre Zwecke ein. Letztlich geht es um Hybris, Verrat und um die Liebe. Alles drei Elemente, die sowohl im 19 Jahrhundert als auch heute noch die Menschen umtreibt. Die 4 Stunden und 20 Minuten, unterteilt in fünf Akte, vergehen rasend schnell.

Bravo!

Auch das sich drehende Bühnenbild ist der Moderne angepasst. Auf der einen Seite sind vier variabel gestaltete Räume. Unter anderem die Bar des Gastwirts sowie sein Schlafzimmer, das später zum Koordinationszimmer der Wiedertäufer wird. Auf der anderen Seite ist ein großer Basketball-Platz, wo sich die frustrierten Jugendlichen die Zeit vertreiben. Dort zeigen auch die Breakdance-Formationen TruCru und Incredible Syndicate eine beeindruckende Mischung aus Tanz und Akrobatik. „Bravo“ hallt es bei dieser Vorstellung öfter von den Publikumsrängen, Szenenapplaus und Standing Ovations folgen.

Spannende Geschichte, überragende Stimmen, dynamische Erzählung: „Der Prophet“ ist eine Oper, die Generationen verbindet. Perfekt für alle, die sonst Berührungsängste haben.

Weitere Infos:
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/2138/


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